Monat: April 2011

7. Sinfonie wird in Oslo aufgeführt

Nach und nach erscheinen die Programme der Orchester für die Saison 2011/2012 und wir sind erfreut, dass es im Herbst doch noch einige Aufführungen mit Werken von Allan Pettersson geben wird, die Konzentration liegt auf Petterssons Geburtsmonat September.

So vermelden wir heute (Dank an Derek für die Information), dass die Osloer Philharmoniker am 22. September die 7. Sinfonie aufführen werden, Dirigent ist Eivind Aadland. Nähere Informationen im Saison-Heft des Orchesters, es ist als pdf verfügbar, das Konzert findet sich auf S. 10

Aktuell: Konzertkalender Allan Pettersson 2011

Kontrastreiche Passionsmusik mit Pettersson und Liszt

„Vox Humana“ und „Via Crucis“ im Konzert der Sing-Akademie zu Berlin

(Abstract below)

Außergewöhnlich bewegend geriet das Passionskonzert am Karfreitag in der vollbesetzten Gethsemane-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg durch die Auswahl der musikalischen Werke – keine der großen bekannten Passionsmusiken erklang, die Sing-Akademie zu Berlin unter Leitung von Kai-Uwe Jirka widmete sich stattdessen zwei Jubilaren des Jahres 2011: Franz Liszt und Allan Pettersson. Während man dem durch seine Klavierkompositionen im Konzertleben verankerten Liszt Raum für seine kaum bekannte späte, geistliche Vokalmusik gab, ist der Schwede Allan Pettersson (1911-1980) in unserer Konzertlandschaft völlig unterrepräsentiert – und das bei einem gewaltigen sinfonischen Werk, das er der Nachwelt hinterließ – die letzte deutsche Komplett-Aufführung der „Vox Humana“-Kantate datiert aus dem Jahr 1995 und es gibt eine einzige Plattenaufnahme, die kurz nach der Uraufführung entstand.

Die genaue Kenntnis des OEuvres dieser beiden Komponisten ließ wohl die Idee aufkommen, Liszt und Pettersson zu kombinieren. Jirka formte das Konzert als Kreuzweg in 14 Stationen und ließ sogar die einzelnen Werkteile beider Komponisten aufeinander prallen. Das Konzept ging vor allem deswegen auf, weil die verinnerlichte, manchmal kryptische Sichtweise von Liszt auf eine hochemotionale, offen die nackte, oft erbarmungslose Welt zeichnende Musik von Pettersson traf. Zudem konnte sich Jirka so im Liszt-Werk vor Längen bewahren, bei Pettersson hatte die Entscheidung zur Einbettung in ein Passionskonzert weitaus heftigere Folgen: Oft wurde dessen kompositorisches Werk als seine eigene Passion bezeichnet und das Bild vom leidenden Künstler bemüht. Jirka und auch der gute Programmhefttext gingen dieser unzureichenden Darstellung nicht nach, stattdessen wurden die Vertonungen der Kantate „Vox Humana“, die Pettersson 1974 nach seiner ebenfalls chorsinfonischen 12. Sinfonie schrieb, in den christlichen Passions-Kontext integriert.

Die Texte lateinamerikanischer Dichter und aus Inka-Gesängen erhielten so eine tiefere Bedeutung, wirkten fast wie ein zeitgenössischer Spiegel der Christus-Geschichte. Pettersson selbst hatte übrigens vorgesehen, dass die insgesamt 18 Teile der Kantate auch nichtzyklisch aufgeführt werden können – umrahmt von Liszt wirkten sie als geschlossene Bildwelten – Leif Aare beschrieb sie schon 1976 als „vokalmusikalisches Fresco“.

Großer Beifall nach dem Konzert

Der Sing-Akademie zu Berlin, vereint mit dem Staats- und Domchor kam die umfangreiche Aufgabe zu, die musikalischen Welten adäquat darzustellen und das gelang vortrefflich, mit wacher Konzentration und Durchdringung der Partituren. Rhythmischen Ausdruck wie in „Lynch“ oder ungewohnte harmonische Fortgänge wie in „Der Unbussfertige“ meisterte der Chor mühelos. Die Symphonische Compagney lieferte im Streichorchester nicht nur Orientierung, sondern bot starke eigene Farben dieser Musik an. Einige Pettersson-Stücke wurden vor der Aufführung auf deutsch rezitiert, dies vertiefte das Verständnis; Altistin Hilke Andersen überzeugte in den Solostücken mit flexiblem Ausdruck.

Im Kontrast zu dieser zeitgenössischen Sicht standen die Liszt-Stücke aus „Via Crucis“, dem „Tristis Anima Mea“ und dem abschließenden „Stabat Mater“. Während die Kreuzweg-Stücke mit Orgelbegleitung fast meditativen Charakter zeigten (mit dem Gerhardt-Choral „O Haupt voll Blut und Wunden im Mittelpunkt), war die Wahl des „Stabat Mater“ das einzige Wagnis des Konzertes, denn das fast vierzigminütige Stück am Ende des Konzertes verwischte ein den Kontrastreichtum des bereits Gehörten und konnte auch im Zusammenspiel zwischen Harmonium und Solisten – hier dazu Julia Giebel (Sopran), Ferdinand von Bothmer (Tenor) und Nikolay Borchev (Bariton) – nicht immer überzeugen. Der Chor konnte hier noch einmal ein großes romantisches Klangbild anlegen.

Dieses Passionskonzert war mutig, erzeugte großen Beifall vom Publikum und regte zum Nachdenken an, zudem wurde eine der wenigen Jubiläums-Aufführungen eines Werkes von Allan Pettersson in Deutschland überhaupt realisiert, dafür darf man gratulieren.
Alexander Keuk

Abstract

The Berlin Sing-Akademie (together with Staats- and Domchor Berlin) performed on Good Friday a concert which combined „Via Crucis“ by Franz Liszt and nine movements from „Vox Humana“ by Allan Pettersson – it was one of the few Pettersson performances in Germany in the centenary year. Conductor Kai-Uwe Jirka confronted both compositions and mixed them within a concept of the way of the cross. A special impact arose from the fourteen stations: on the one side the late Liszt, meditative and introvert, on the other Petterssons sight of the contemporary world facing cruel and sad pictures – filled with humanity in music. A recitation of the Pettersson-texts was given before the music to deepen the understanding. The performance had a stunning quality – the choirs acting with permanent concentration and a very good preparation. The choice to perform an extraordinary form of the passion of the Christ seemed courageous – it was a light on Pettersson not as a suffering creature but as a serious artist who has a deep view on nature and mankind.

Weitere Rezensionen:

* Der Tagesspiegel

* Blog „Night out @ Berlin“

* Blog von Alban Nikolai Herbst

Neue CD erschienen – 1. Violinkonzert & Kammermusik

Da wird Derek auf seinem Blog noch eine Rezension nachschieben müssen, denn just heute ist die Aufnahme des 1. Violinkonzertes und einiger Kammermusik beim Label Dabringhaus & Grimm erschienen. Interpreten sind das Leipziger Streichquartett, Yamei Yu (Violine) und Chia Chou (Klavier) – Auf der CD finden sich neben dem 1. Violinkonzert für Violine und Streichquartett die Sonaten 2, 3 und 7 aus den „7 Sonaten für 2 Violinen“ (1951), die 2 Elegien für Violine und Klavier (1934), die Romanze (1942) sowie das „Andante Espressivo“ (1938).

Den Booklet-Text hat Dr. Michael Kube verfasst, die CD ist über den Vertrieb Codaex im gutsortierten Versandhandel bestellbar. Schön also, dass es im Jubiläumsjahr auch neue Interpretationen auf Tonträger gibt – in jedem Fall erwarten wir noch in diesem Jahr die Aufnahme der 1. und 2. Sinfonie mit Christian Lindberg (BIS).

Rezensionen der CD:

* BR Klassik (12.5.2011)

Vorstellung der CD auf der Seite des Sikorski-Verlages

* Vorstellung der CD bei Pro Classic

* Dagens Nyheter (18.5.11)

* klassik.com, Dr. Stefan Drees: „In Petterssons Welt“ / Interview mit Yamei Yu

* CD of the Week in June: Norman Lebrecht

Stehende Ovationen in Norrköping

Wie Norrköpings Symfoniorkester auf seiner Facebook-Seite berichtet, muss die gestrige Aufführung der 7. Sinfonie von Allan Pettersson ein großer Erfolg gewesen sein. Wörtlich schreibt das Orchester: „Dank an unser wunderbares Publikum! Was für Abend, als wir unseren fantastischen schwedischen Sinfoniker Allan Pettersson gefeiert haben. Das Orchester und unser erster Gastdirigent Stefan Solyom erhielten stehende Ovationen nach der Aufführung der packenden 7. Sinfonie und wir  danken aufrichtig dafür!“

Norrköpings Tidningar veröffentlichte bereits eine Rezension – Michael Bruze schreibt: „Das Orchester zeigte sich in Top-Form, die Aufführung der Pettersson-Sinfonie war ein Highlight der Saison; Konzentration, Konturschärfe und harmonische Schönheit waren die Leitthemen.“ – Pettersson selbst wird in der Rezension mit biografischen Bruchstücken gedacht und es gibt ein Zitat: „Min musik får sin näring av generationer av människor som jag aldrig känt, men som lever i mig, känner mig.“ – Meine Musik erhält ihre Nahrung von Generationen von Menschen, die ich nicht kannte, aber das lebt in mir, füht in mir.“ – Weiter heißt es: „Die Musik wollte alle Grenzen sprengen, fand schließlich in der atembereaubenden Streicherelegie für eine Weile Erlösung. Dies war eine Interpretation mit Respekt für die Musik – Solyom komprimierte alle Ereignisse mit ausgewogener Zeichengebung.“

Nachtrag: eine weitere Rezension ist jetzt im Folkbladet zu lesen.

Stefan Solyom

-> alle Pettersson-Konzerte 2011

(Foto Stefan Solyom: Brita Nordholm)

 

 

Barfußlieder in Kassel aufgeführt

Am 3. April fand in Kassel eine Aufführung der Barfußlieder (acht Lieder in der Orchesterfassung von Antal Dorati) statt. Patrik Ringborg dirigierte das Staatsorchester Kassel, Espen Fegran war der Solist.

Eine Rezension ist auf dem Online-Portal der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung zu lesen.

Wer noch Zeit hat, nach Norrköping zu fahren/fliegen, sollte langsam zum Flughafen: Morgen wird dort die 7. Sinfonie unter Leitung von Stefan Solyom aufgeführt, mehr darüber *hier*

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